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"Zellverband mit Atypien" für Ensemble (2020)


Partitur (PDF)

(Noteperformer-Version)

Dieses Stück stellt eine musikalische Darstellung verschiedener optischer Eindrücke dar, die beim Betrachten Verbänden gesunder biologischer Zellen mit Tumorinfiltration durch das Mikroskop entstehen. Dabei soll es sich ausdrücklich nicht um die Beschreibung eines einzelnen Bildes, sondern um eine Synopsis persönlicher Empfindungen und visueller Interpretation handeln, die auf wiederkehrenden Elementen und Formgebungen beruht. Während sich einzelne Strukturen klar abgrenzen lassen, gibt es andere, die ineinander zerfließen, verblassen oder ihre Form ändern; ebenso werden Symmetrien durch den Einfall von Tumornestern abrupt beendet. Kräftig gefärbte Stränge stehen in Kontrast zu punktuellen Nuancen, die sich ebenso miteinander verbinden wie sich voneinander entfernen können. Gerade unter einem sich verändernden Blickwinkel durch Drehung oder veränderten Zoom findet sich häufig eine Permutation einer ursprünglichen Gestalt. Nicht zuletzt deswegen ergibt sich ein teilweise recht großer Interpretationsspielraum in der Bewertung von Malignität bzw. Dignität. Das Stück besteht aus insgesamt zwei Bassposaunen, zwei Violoncelli, zwei Kontrabässen, drei Piccoloflöten sowie drei Querflöten. Zunächst wird in sehr langsamem Tempo eine Klangfläche aus Blechbläsern und Kontrabässen präsentiert, die durch Änderung der Dynamik bzw. Triller fluktuiert. Diese Basis bietet den Ursprung für die Entwicklung kleinerer Untereinheiten, die im weiteren Verlauf miteinander kombiniert und rhythmisch variiert werden. Die intensive Lautstärkebehandlung erfolgt vor dem Hintergrund einerseits der Kontrastbildung, als auch der Fragestellung, wie sich eine relative Dynamikangabe jeweils in einem abweichenden Ambitus verhält. Ein Holzbläserklang mit sehr hohen Tönen führt beispielsweise bei großer Lautstärke zu einem erheblich anderen Hörerlebnis als in einer tieferen Lage, was je nach Instrumentengruppe unterschiedlich ausfällt. bei Gerade bei den Streichern wird zudem die Veränderung des Klanges durch Bogenbewegungen mit und ohne Holz in Relation zum Griffbrett untersucht, ergänzt durch teils geräuschhafte und kurze Elemente, die sich im Spannungsfeld kurzer Tondauern und einem gestoßenen oder getragenen Gestus befinden. Fließende Übergänge durch Glissandi in verschiedenen Instrumenten dienen als Gegenstück und bilden die vertikale Entsprechung getragener akustischer Linien. Zu Erörtern bleibt die Frage, inwiefern auf elektronische Hilfsmittel wie Konzepte in Bezug auf Lautsprecherverteilung zur Hörbarkeit entgegensetzlicher Dynamiken oder der Überwindung spieltechnischer Grenzen bei hohen Tempi zurückgegriffen werden sollte. Die Instrumentation sowie die Spieltechniken wurden Anfang 2021 überarbeitet.


solider pseudopapillärer Tumor


Glioblastom


Skizzenmaterial (Ausschnitte):








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