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Tragische Lieder (2024)


Hierbei handelt es sich um drei Vertonungen von eigenen Gedichten.


Aufführung 11/24 und 06/25 (Sopran: F. Gschlecht, Dirigent: J. R. Müller)

"Die Trauerweide" (Partitur Tragische Lieder I, PDF)



"Der Ruderer" (Partitur Tragische Lieder II, PDF)



"Der Fahrstuhl" (Partitur Tragische Lieder III, PDF)



Texte:

Die Trauerweide
Warum hängst Du deine Zweige
tief hinunter in den Weiher
so schüchtern, gedemütigt, feige
in der Abendsonne Feuer.

Warum stehst Du so gebeugt
wenn der Tag zu Ende geht
der aufgehend' Mond bezeugt
und Dich in Trauer schlafen legt.

Warum trägst Du saftig' Grün
obwohl Du es nicht zu fühlen weißt
selbst wenn der Winde ungestüm
Dein Antlitz auseinanderreißt.

Warum trägt Dein starker Stamm
seit Jahren Dich, ohn' Unterlass
durch frostig' Eis, zitternd und klamm
über alles gewesen' Maß.


Der Ruderer
Es treibt ein Ruderer im Meer
in sein' Händen die Ruder so schwer
das rettende Ufer erreicht er nicht mehr
in seiner Brust die Seele so leer.

Er rudert an gegen jede Welle
Zug um Zug, doch verbleibt an gleicher Stelle
der Himmel klafft so schreiend' helle
auf dass jede Hoffnung vergälle.

Er rudert an gegen konstanten Wind
im Gesicht das Salzwasser rinnt
vom Brennen der Gischt so blind
wenn kein Mut und Hoffnung mehr sind.

Er rudert ein Mal vor, treibt zwei Male zurück
in sein' Augen eingetrübter Blick
in Gedanken das vergangene Glück
der Nebel aufgetragen so dick.

Er rudert über Wellenberg und -tal
zerflossen, was gewesen einmal
versunken' Licht in so großer Zahl
das Schreien verblasst im tosenden Hall.


Der Fahrstuhl
Von unten nach oben in kürzester Zeit
die Zahlen zufällig aufgereiht
stehet die Tür offen so weit
wohin, weiß niemand Bescheid.

Endlich stehe ich jetzt drin
in Bewegung, mit und ohne Sinn
fern nach oben oder unten dahin
so zeitlos die Zeit verrinn'.

Die Türe jetzt weit offen steht,
im Gang jemand auf und ab geht,
das Gesicht unkenntlich weggedreht,
kalter Schauer herein weht.

Vielleicht ich selbst einst dort war
neben mir, so sonderbar,
Verstand eingenommen so bizarr,
mein Dasein nimmer mehr so klar.

Nächste Etage, wieder gehalten
an der Wand die Jungen und Alten,
in Bildern so nah, doch gespalten,
Generationen im Trüben walten.

Noch weiter oben jetzt angelangt,
ein Ruf aus der Tiefe erklang,
Stimm' ohne Körper so bang,
der Moment sich dehnt so lang.

Oberster Stock, im kalten Licht,
Kind allein, ohne Aufsicht,
auf den Fliesen umherkriecht,
sich vorstellt, was ist und was nicht.

Knöpfe erloschen, die Finger taub,
Armaturen plötzlich voller Staub,
allmählich meiner Sinne beraubt,
entschwunden alles, woran ich geglaubt.


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